Eine Ausstellung der Galerie für Landschaftskunst (GFLK)
mit Ravi Agarwal, Navjot Altaf, Bob Braine, David Brooks,
Clegg & Guttmann, Stephan Dillemuth, Mark Dion, Magdalena Graf, Tue Greenfort, Klara Hobza, Florian Hüttner,
Till Krause, Katja Lell, Jochen Lempert, Christina Möller &
Friederike Richter, Matthias Moser, Nils Norman, Nana Petzet,
Jörg Andromeda v. Prondzinski, Hille von Seggern &
Timm Ohrt / Alltag – Forschung – Kunst und Luca Vitone.
Die Ausstellung ›Die Idee der freien Flusszone‹ stellt fortlaufende
Kunst- und Forschungsvorhaben der GFLK
Galerie für Landschaftskunst an den Flüssen Elbe, Emscher
und Yamuna sowie erste Näherungen an den Neckar vor.
›Die GFLK Galerie für Landschaftskunst ist ein freier Künstler-Projektraum für künstlerische und interdisziplinäre Arbeit an Vorstellungen von Natur, Landschaft und Stadt.‹ *
Die Galerie für Landschaftskunst, kurz GFLK, beschreibt
den Zusammenschluss von Künstler*innen, die mit Expert*innen aus anderen Wissensgebieten und interessierten
Anwohner*innen an ausgewählten Projekten im Außenraum
arbeiten. Dabei geht es weniger um die Errichtung von
künstlerischen Werken, vielmehr steht die Erforschung von
Natur- und Landschaftsräumen im Vordergrund. Ziel ist
es zunächst, tradierte, fast selbstverständlich gewordene
Nutzungen in Frage zu stellen, um neue Perspektiven für
jeweils konkrete Areale zu entwickeln.
›Landschaft ist Zwecken untergeordneter Raum – so
könnte man vielleicht sagen. Es sind weniger die individuellen
Formungs- und Planungsabsichten, sondern kollektive,
weitgehend der Ökonomie verpflichtete und nahezu allgegenwärtig
durchgesetzte Zwecksetzungen, die Landschaft ihre
Gestalt verleihen. An solche gestaltgebende Zwecksetzungen
versuchen wir mit der Tätigkeit unseres Künstlerprojektraums
Galerie für Landschaftskunst heranzukommen. Insofern
geht es in vielen unserer Vorhaben weniger um die
Entwicklung physischer Formen – denn wie vermögen sie
auch solch allgewaltigen Landschaftselementen wie einer
Autobahn oder einer Schifffahrtsstraße zu antworten?! –,
sondern um Versuche, die Vorstellungen von dem, was Landschaft
ist und sein könnte, zum Gegenstand der Modellierung
zu machen.‹ **
Die Ausstellung ›Die Idee der freien Flusszone‹ stellt
eine ebensolche Modellierung von Vorstellungen durch die
Infragestellung des Umgangs mit Flüssen in städtischen
Ballungsräumen dar. Die in den letzen fünf Jahren entstandenen
Projekte der GFLK an Elbe und Emscher stehen
dabei im Mittelpunkt.
Das Projekt ›Freie Flusszone Süderelbe‹ wurde 2011 initiiert,
war 2013 Teil der Internationalen Gartenschau
und widmet sich als ›Kunst- und Forschungsvorhaben zur
Neubestimmung eines Landschaftsraumes‹ einem der
beiden kanalartig ausgebauten Elbarme bei Wilhelmsburg.
›Wäre es angesichts dieser Doppelung möglich, einen
Teil des einen Arms aus der ökonomischen Nutzung zu
lösen? Was würde dann hier geschehen und welch ein neuartiger
Stadt- und Landschaftsraum könnte sich entwickeln?
Der etwa sieben Kilometer lange Abschnitt der Süderelbe
zwischen Elbbrücken und Bunthäuser Spitze wird zur Freien
Flusszone erklärt.‹ **
Wenngleich politisch nicht durchsetzbar, erzeugt die
›hypothetische Schließung der Süderelbe für die Binnenschifffahrt‹
einen gedanklichen Freiraum, der von den Beteiligten
genutzt wird, um je eigene Szenarien zu entwickeln.
Jörg Andromeda v. Prondzinskis künstlerische Datenerhebungen
zum Eindringen ›fremder‹ Fahrzeuge, Währungen
und invasiver Pflanzen stellt Bewertungen von Fremdheit in
Frage. Bob Braine entwirft Schilder zur Regelung der Verkehrswege
der Aale. Katja Lell löst die Grenzen des Projektgebietes
durch malerische Eingriffe auf. Clegg & Guttmann
erweitern einen ehemaligen Uferpfad zum Tide-Erlebnisweg.
Nana Petzet versetzt ein Krokodil an den Elbestrand, wohin
Hille v. Seggern und Timm Ohrt Chefplaner*innen zu intimen
Spaziergängen entführen. Mark Dions Darstellungen der
Flora und Fauna auf traditionellen blauen Küchenkacheln
sollen einmal sein ›Hexagon der Flussbarrieren‹ schmücken.
Tue Greenfort dagegen sucht in alten Science Fiction
Filmen Vorlagen neuer Tierarten. Alle diese Aktionen finden
ihre Form in Plakaten und Billboards, die sich in Hamburgs
Straßenbild schmuggeln und so
›[…] der Öffentlichkeit einen Floh ins Ohr setzen […],
die Idee der Freien Flusszone Süderelbe dort publik machen,
wo über Landschaft entschieden wird.‹ *
Das ›Land für 5 finale Handlungen‹ entstand auf Einladung der ›Emscherkunst 2013‹. Die übergeordnete Emschergenossenschaft betreibt eine schrittweise Renaturierung des künstlich angelegten Kloakenflusses. Künstlerische Beiträge sollen die Umgestaltung des Ruhrgebiets unterstützen und öffentliche Wahrnehmung steigern. Die GFLK reklamierte ein Gebiet von ca. 50 m Durchmesser am Ufer ›für immer und alle Zeiten‹ und versucht es so von den anstehenden Planungen auszunehmen. Hier spielten jedoch weder ökologische noch ökonomische Zweckbestimmungen die entscheidende Rolle, sondern die Inanspruchnahme von
›[…] Kunst zur Ausstattung einer Freizeitlandschaft […]
Wenn in den nächsten Jahren die umfangreichen Umbauprozesse
starten, werden wir sehen, ob unser Land überhaupt
weiterexistieren darf. […] Ich möchte diesen ungeheuren
Vorgängen im Ruhrgebiet etwas Nachdenkliches und
Beobachtendes hinzufügen.‹ **
Magdalena Graf verzeichnete im 12 m langen ›Portrait des
Landes für 5 finale Handlungen‹ von der ehemaligen Bahnbrücke
alle Veränderungen und Aktionen. Darunter Stephan
Dillemuths ›Große Emscher-Teufelsaustreibung‹, die sich
der übermächtigen Altlast von Bodengiften mit den Mitteln
der Beschwörung zu entledigen versucht. Neben den sog.
finalen Handlungen wurden auch Beobachtungen alltäglicher
Nutzungen aufgenommen. Umgekehrt wurde das ›Großporträt‹
zur Zielscheibe von Kommentaren und Graffitis.
Für die Ausstellung ›Die Idee der freien Flusszone‹ wandern
Arbeiten aus dem öffentlichen Raum in die Ausstellungshalle.
Andere Arbeiten entstehen neu. Sie alle tragen
mit den Aktionen der Akteur*innen in Heidelberg zur Weiterentwicklung
der ›Idee der freien Flusszone‹ bei und treten
in einen Dialog mit lokalen Aktivitäten rund um den Neckar.
* Selbstbeschreibung der Galerie für Landschaftskunst
** Till Krause, 2013
Programm ausgewählt von Katja Lell / VETO Film, Marie-Hélène Gutberlet, Florian Hüttner u. a.
Vorstellungen von Stadt-Landschaften sind häufig von
filmischen Erfahrungen geprägt. Das gilt gleichermaßen für
Western und Eastern à la Karl May wie für die Straßen von
San Francisco oder Visionen von zukünftigen Lebensräumen
im Science Fiction. Auch das sogenannte Dokumentarische
unterliegt bestimmten Konventionen. Gerade diese
Formen wurden in den letzten Jahren verstärkt von Künstler*innen befragt und genutzt.
In wechselnden Programmen, moderierten Schauen
oder Installationen stellen wir im Filmraum ausgewählte Filme,
Videos und Bewegtbildschauen vor. Sie entstanden im
Zusammenhang mit Arbeiten der GFLK oder stellen für die
Künstler*innen und Kurator*innen wichtige Referenzen
bei der Auseinandersetzung mit den Themen Stadt / Fluss –
Landschaft, Mapping, Ökonomien und Post-Kolonialismus
dar.
Wachsende Bibliotheken zur ›Idee der freien Flusszone‹
Der Heidelberger Kunstverein verfügt über eine umfangreiche
Bibliothek, die nicht frei zugänglich ist. Bisher im Archiv
untergebracht, möchten wir diesen Wissensschatz im Verlauf
des Jahres aktivieren und mit Ihnen teilen.
Im Lichthof des Kunstvereins ist eine kleine Bibliothek
mit Katalogen und Fachbüchern eingerichtet, die das Thema
Landschaft und verschiedene künstlerische Positionen reflektiert.
Hier können Sie in Ruhe stöbern, querlesen, Neues
und Vergessenes entdecken. Die mitwirkenden Künstler*innen und Expert*innen, die Kuratorinnen, unser Vorstand
und Beirat, aber auch Mitglieder und Freund*innen des Vereins
haben Buchtipps abgegeben. Auch während der Ausstellungslaufzeit
ist es möglich, weitere eigene Buchempfehlungen
beizusteuern, damit unsere Bibliothek weiter wächst.
Besuchen Sie auch unseren digitalen Leseraum ab Mitte März auf unserer neuen Webseite. Hier können Sie bequem, wann immer Sie wollen, auf Informationen rund um die Ausstellung und benachbarte Themengebiete zugreifen.
Heidelberger Kunstverein
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Postanschrift | Heidelberger Kunstverein | Bauamtsgasse 3 I D-69117 Heidelberg
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