KINO ROMANES

Filme zur Geschichte und Gegenwart der Sinti und Roma

DO/FR/SA/SO, je 16 und 18 Uhr


1.

„A People Uncounted. The Untold Story of the Roma“
Regie: Aaron Yeger
Dokumentarfilm, 99 Min., Englisch, 2011, Kanada

22.2. 16 Uhr / 26.2. 16 Uhr / 28.2. 16 Uhr / 8.3. 16 Uhr
13.3. 18 Uhr / 26.3. 16 Uhr / 3.4. 16 Uhr / 10.4. 18 Uhr

Der Dokumentarfilm „A People Uncounted“ erzählt einzelne Geschichten von Sinti und Roma ausgehend von deren Verfolgung während des Nationalsozialismus. 500.000 Sinti und Roma wurden in dieser Zeit ermordet. In Interviews, u.a. mit Überlebenden, Historikern, Aktivisten und Musikern, beleuchtet Yeger die kulturellen Kontexte einzelner Sinti und Roma und verknüpft ihre Gegenwart mit den Tragödien der Vergangenheit. Ein Film zum Innehalten und Nachdenken.

„A People Uncounted“ wurde weltweit auf mehr als 30 Filmfestivals ausgestrahlt und mehrfach preisgekrönt – so mit dem 1. Preis des Romani-Film-Festivals, mit dem Human Rights Award des Brüsseler Festival des Libertés und als bester Dokumentarfilm beim Foyle Film Festival in Derry, England.

Aaron Yeger arbeitet als Autor, Regisseur und Produzent von Werbeclips, Kurzfilmen und Dokumentationen. Bereits als Student der School of Image Arts der Ryerson Universität in Toronto (2002-2006) wurde er wiederholt ausgezeichnet, u.a. mit zwei Stipendien der Universal Studios. Für „A People Uncounted“ wurde er 2013 von der Producers Guild of America als Filmproduzent des Jahres nominiert.

Vorgeschlagen von Frank Reuter
Frank Reuter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Referat Dokumentation des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg.

 

2.
„Natasha"

Regie: Ulli Gladik
Dokumentarfilm, 84 Min., Bulgarisch mit deutschen Untertiteln, 2008, Österreich

22.2. 18 Uhr / 5.3.16 Uhr / 13.3. 16 Uhr
2.4. 18 Uhr / 4.4. 16 Uhr / 11.4. 16 Uhr

Natasha lebt in Bresnik, einer Kleinstadt bei Sofia. Mehrmals im Jahr fährt sie nach Österreich – um zu betteln. Kein Einzelschicksal: An den Rand der Gesellschaft gedrängt und ohne Zukunftsperspektive versuchen viele bulgarische Roma so ihre Familien zu ernähren. Die österreichischen Gemeinden reagieren mit Bettelverboten. Ulli Gladik hat Natasha über fast zwei Jahre begleitet. Exemplarisch beleuchtet sie den Alltag des Bettelns und die prekären Lebensumstände der Roma in ihrer bulgarischen Heimat. „Natasha“ ist ein Appell, Armut nachhaltig zu bekämpfen, statt sie mit Bettelverboten zu kriminalisieren und nach und nach unsichtbar zu machen.

Ulli Gladik (*1970 in Bruck an der Mur/ Österreich) ist freischaffende Künstlerin, Fotografin und Filmemacherin. Nach einem Abschluss an der Schule Friedl Kubelka für künstlerische Fotografie studierte sie an der Akademie der Bildenden Künste in Wien (1998-2003). Während eines Stipendienaufenthalts an der National Academy of Arts in Sofia (2001/02) gründete sie gemeinsam mit Ljuben Stoev und Doris Peter das Kunstprojekt „Transformazija“ mit Ausstellungen in Deutschland, Österreich und Bulgarien. Ulli Gladik engagiert sich in der BettelLobbyWien gegen Bettelverbote.

Vorgeschlagen von Karin Berger

Karin Berger (*1953 in Gmünd/Niederösterreich) arbeitet als freiberufliche Autorin und Regisseurin für Dokumentarfilm. Sie unterrichtet an verschiedenen Universitäten, u.a. in Wien und Linz, und veranstaltet Workshops zu filmischen und zeitgeschichtlichen Themen. Ihre Filmprojekte verbindet sie oftmals mit Buchpublikationen. So erschienen neben den Filmen „Ceija Stojka“ und „Unter den Brettern hellgrünes Gras“ mit „Wir leben im Verborgenen“ und „Träume ich, dass ich lebe?“ die biographischen Werke von Ceija Stojka.


3.
„Sidonie“

Regie: Karin Brandauer
Spielfilm, 90 Min., Deutsch, 1990, Österreich

26.2. 18 Uhr / 8.3. 18 Uhr / 21.3. 18 Uhr
29.3. 16 Uhr / 2.4.16 Uhr / 9.4. 16 Uhr

1933 wird im oberösterreichischen Steyr ein kleines Mädchen gefunden und von der Arbeiterfamilie Breirather liebevoll aufgenommen. Sidonie wächst glücklich und behütet auf. Die dunkle Hautfarbe kümmert die Zieheltern nicht. Eines Tages fordern die nationalsozialistischen Behörden die Übergabe des Kindes, vorgeblich an seine leibliche Muter. Die Eltern kämpfen einen verzweifelten Kampf um die geliebte Tochter – vergebens. In leisen, aber eindringlichen Bildern schildert Karin Brandauer das kurze Leben der Romni Sidonie Adlersburg, die 1943 mit noch nicht zehn Jahren in Auschwitz ermordet wurde.

Drehbuchautor Erich Hackl wurde beim Wettbewerb der Europäischen Fernsehunion (EFU) mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Regisseurin Karin Brandauer erhielt den Sonderpreis der Baden-Badener Tage des Fernsehspiels.
Karin Brandauer (1945-1992) arbeitete als Filmregisseurin und Drehbuchautorin. In Dokumentar- und Spielfilmen griff sie immer wieder unbequeme und problematische Themen der österreichischen Geschichte auf.

Vorgeschlagen von Thomas Baumann

Thomas Baumann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter für Presse-, Öffentlichkeits- und Antirassismusarbeit im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg. Er hat an den Universitäten Mannheim, Heidelberg und Uppsala (Schweden) Geschichte und Germanistik studiert.


4.
„Zuwandern“

Regie: Sabine Herpich, Diana Botescu
Dokumentarfilm, 81 Min., Rumänisch mit deutschen Untertiteln, 2014, Deutschland

27.2. 16 Uhr / 5.3. 18 Uhr / 12.3. 16 Uhr
19.3. 18 Uhr / 26.3. 18 Uhr / 4.4. 18 Uhr

„Zuwandern“ beschreibt die Anstrengungen der rumänischen Familie Badea, in Deutschland Fuß zu fassen. Weil sich die wirtschaftliche Situation von Carmen und George Badea in Rumänien zunehmend verschlechterte, beschloss die Familie mit ihrem Sohn Daniel nach Deutschland auszuwandern. In Berlin angekommen, verbrachten sie den ersten Winter in einer verlassenen Gartenlaube, begleitet von komplizierten Behördengängen. Die Regisseurinnen Sabine Herpich und Diana Botescu treffen auf Familie Badea, als deren Leben auf der Straße vorüber ist.

„Zuwandern“ erhielt 2014 den „Förderpreis Dokumentarfilm“ des Dokumentarfilmfestivals dokKa in Karlsruhe. Die Filmpremiere fand 2014 an der Volksbühne Berlin statt.

Sabine Herpich (*1973 in Höchstädt/ Deutschland) arbeitet als Filmeditorin und Filmemacherin in Berlin. Nach einem Abschluss in Philosophie, Neuerer deutscher Literatur und Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (2002) schloss sie ein Filmmontage-Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg an.

Diana Botescu (1980* in Bukarest/ Rumänien) arbeitet bei Amaro Foro e.V. Berlin in der Anlaufstelle für europäische Roma als Sozialberaterin. Zuvor war sie mehrere Jahre als Beraterin in EU-Angelegenheiten in der rumänischen öffentlichen Verwaltung tätig (2004-11). Sie hat Politikwissenschaften an der Babes-Bolyai-Universität in Cluj/Rumänien und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster studiert (1998-2004) und ein Studium der Soziologie an der Humboldt-Universität Berlin abgeschlossen (2011-13).

Vorgeschlagen von Clara Bausch
Clara Bausch (*1982 in Berlin/ Deutschland) ist Künstlerin und Filmemacherin. Bis 2009 studierte sie Bildende Kunst bei Lothar Baumgarten und Henning Kürschner an der Universität der Künste in Berlin. Sie ist Mitbegründerin des Kollektivs LaborBerlin e.V. Ihre Filme, Fotografien und Zeichnungen sind in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten und wurden in unterschiedlichen Kontexten u.a. in Berlin, Frankfurt, Kairo und Warschau präsentiert.

 

5.
„Our School“
Regie: Mona Nicoara / Miruna Coca-Cozma
Dokumentarfilm, 94 Min., Rumänisch mit deutschen Untertiteln, 2011, Rumänien

27.2. 18 Uhr / 1.3. 16 Uhr / 20.3. 16 Uhr
22.3. 18 Uhr / 28.3. 16 Uhr / 5.4. 18 Uhr


Aufhebung der ethnischen Trennung, bessere Bildungschancen für Roma-Kinder – das waren die Ziele eines von der EU ab 2006 subventionierten Projekts in der rumänischen Kleinstadt Târgu Lăpu
. „Our School“ hat Alin, Beni und Dana begleitet, ursprünglich um ihre erfolgreiche Integration in die örtliche Schule zu dokumentieren. Vier Jahre nach Projektbeginn werden die drei Kinder in einer Sonderschule für Behinderte unterrichtet. Mithilfe der EU-Gelder wird die ehemalige Roma-Schule renoviert. Dass der Film trotz allem auch humorvolle Momente bereithält, ist den Kindern zu verdanken, die sich dem institutionalisierten Rassismus voller Energie, mit viel Witz und hartnäckigem Optimismus entgegenstellen.

„Our School“ war auf mehr als sechzig Filmfestivals zu sehen und wurde vielfach prämiert, so u.a. beim SilverDocs Documentary Festival 2011 als Best US Feature sowie beim Human Rights Arts and Film Festival 2012 als Best International Feature.

Mona Nicoara ist Filmemacherin, Produzentin und Menschenrechtsaktivistin. Sie lebt in New York.

Miruna Coca-Cozma ist Kulturjournalistin bei Radio Télévision Suisse. Sie hat die BBC School of Journalism und die Rumänische Theater und Film Akademie absolviert.

Vorgeschlagen von Mike Schlömer

Mike Schlömer lebt und arbeitet in Köln. Er ist als Filmemacher, Kameramann, Produzent, Cutter und nebenbei als Festivalorganisator tätig. In Freiburg arbeitete er u.a. für die white pepper Filmgesellschaft und ist Mitbegründer der Freiburger Medienwerkstatt.


6.
„Bread and TV“

Regie: Jacky Stoev
Dokumentarfilm, 56 Min., Bulgarisch mit deutschen Untertiteln, 2013, Bulgarien

28.2. 18 Uhr / 6.3. 16 Uhr / 14.3. 18 Uhr
29.3. 18 Uhr / 3.4. 18 Uhr / 9.4. 18 Uhr

Bobi steht jeden Morgen um fünf Uhr auf, um Brot auszuliefern. Seine Abende widmet er dem Fernsehen. Denn Bobi ist Gründer des ersten Roma-TV-Senders in Bulgarien und dokumentiert den Lebensalltag seiner Gemeinschaft. Jacky Stoev hat Bobi in seiner Heimatstadt Kyustendil besucht und sich von ihm durch sein Viertel führen lassen. Mit sensiblem Blick und einer Prise Humor stellen Bobi und Stoev die Bewohner des Viertels mit ihren alltäglichen Sorgen, Hoffnungen und den Bemühungen vor, ihre Lebensumstände zu verbessern.

Jacky Stoev (*1941 in Sofia/ Bulgarien) zählt als Regisseur zu den Größen des bulgarischen Kinos. Nach einem Magisterabschluss in Biologie an der TU Dresden nahm er am Regisseurprogramm der Nationalen Akademie für Theater- und Filmkunst „Krastjo Sarafov“ in Sofia teil. Ab 1992 leitete er für viele Jahre das Dokumentarfilmstudio „Vreme“. Stoev produzierte mehr als fünfzig Kurzfilme und vier Spielfilme. Für sein Schaffen wurde er auf nationaler wie auf internationaler Ebene vielfach ausgezeichnet.

Vorgeschlagen von Ulli Gladik

Ulli Gladik (*1970 in Bruck an der Mur/Österreich) ist Regisseurin und Fotografin. 2000 hat sie ein Jahr als Austauschstudentin an der Kunstakademie in Sofia verbracht. 2004 drehte sie in Sofia den Kurzdokumentarfilm "drei cents", in dem sie Menschen interviewt, die aus den Mülltonnen Wiederverwertbares sammeln. 2008 folgte „Natasha“, das Porträt einer Bulgarin, die in Österreich bettelt. 2014 setzte sie sich in „Global Shopping Village“ kritisch mit dem Phänomen Shoppingcenter auseinander. Ulli Gladik lebt und arbeitet in Wien.

 

7.
„The Magicians' Winter“
Regie: Dušan Dušan Trančík
Spielfilm, 77 Min., Slowakisch mit englischen Untertiteln, 2006, Slowakei

1.3. 18 Uhr / 7.3. 16 Uhr / 14.3. 16 Uhr
27.3. 16 Uhr / 5.4. 16 Uhr / 10.4. 16 Uhr

Was tun, wenn man auf den letzten Metern bemerkt, dass man seine Zeit nicht sinnvoll genutzt hat? Der sechzigjährige Koloman und sein Freund Cepelkin, seine Tochter Biba und deren Verlobter haben kein Geld, aber Ideen: Ein Platz auf dem Friedhof zum Schnäppchenpreis? Eine Mittelmeerfahrt? Oder ein Bankraub? Ein humorvoller Film über letzte Gelegenheiten.

Dušan Trančík (*1946 in Bratislava/ Slowakei) ist Drehbuchautor, Regisseur, Dozent und Mitglied der European Film Academy. Er hat die Film- und Fernsehfakultät der Akademie der Musischen Künste (FAMU) in Prag absolviert (1970).

Vorgeschlagen von Esther Dischereit
Esther Dischereit (*1952) ist seit 1985 als Schriftstellerin und Journalistin tätig. Thema ihrer Arbeiten ist insbesondere die Assimilation der Juden in Deutschland. Sie arbeitet mit verschiedenen Musikern zusammen und unternimmt Vortrags- und Lesereisen in die Vereinigten Staaten und verschiedene europäische Länder. 2009 wurde sie mit dem Erich-Fried-Preis ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin.

 

9.
„Judgement in Hungary“

Regie: Eszter Hajdú
Dokumentarfilm, 107 Min., Ungarisch mit deutschen Untertiteln, 2013, Ungarn/ Deutschland

6.3. 18 Uhr / 15.3. 18 Uhr

78 Gewehrschüsse, 11 Molotovcocktails – die Bilanz: 6 Tote, 5 Schwerverletzte. Zwischen Juli 2008 und September 2009 überfielen Rechtsradikale in verschiedenen Regionen Ungarns gezielt Roma. Bei dem aufsehenerregenden Prozess gegen vier der Haupttäter war Eszter Hajdú mit der Kamera im Gerichtssaal dabei und hat drei Roma-Familien mit ihrer Trauer und ihren Hoffnungen auf ein gerechtes Urteil durch die 167 Verhandlungstage begleitet.

„Judgement in Hungary / Urteil in Ungarn“ wurde auf dem Filmfestival “goEast” mit dem Dokumentarfilmpreis „Erinnerung und Zukunft“ ausgezeichnet.

Eszter Hajdú (*1979 in Budapest/ Ungarn) studierte Elektronische Medien, Soziologie und Jüdische Kultur. Nach Filmseminaren in Italien und Rumänien nahm sie an der IDFA Festival Academy in Amsterdam teil. Zurzeit studiert sie an der Hochschule für Film- und Fernsehen in Budapest. Ihr Fokus liegt auf Dokumentarfilmen mit sozialpolitischen Thematiken. Für ihr aufsehenerregendes Werk „The Fidesz Jew, the Mother with no Sense of Nation, and Mediation“ wurde sie beim 40. Ungarischen Filmfestival und beim International Human Rights Documentary Film Festival Budapest ausgezeichnet.

Vorgeschlagen von Lith Bahlmann

Lith Bahlmann (*1966) lebt freischaffend als Autorin und Kuratorin in Berlin. Sie ist Herausgeberin mehrerer monografischer Künstlerkataloge und Ausstellungspublikationen, u.a. „Out of Bosnien“ (2005)/ „Der Blinde Fleck“ (2008)/ „Reconsidering Roma“ (2011)/ „Das schwarze Wasser – Das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma“ (2012)/ „Duldung Deluxe Passport“ (2013)/ „Ceija Stojka – Sogar der Tod hat Angst vor Auschwitz“ (2014).

 

9.
„Just the Wind“

Regie: Bence Fliegauf
Spielfilm, 91 Min., Ungarisch mit englischen Untertiteln, 2012, Ungarn/ Deutschland/ Frankreich

7.3. 18 Uhr / 22.3. 16 Uhr

Mari lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Haus am Waldrand. Sie sammelt Müll auf und geht putzen, die Kinder gehen zur Schule. Alle warten sie darauf, dass der Vater sie endlich zu sich nach Kanada holt. Demütigungen und Diskriminierungen gehören für sie zum Alltag. Seit einiger Zeit kommt es in der Gegend zu massiven Gewalttaten gegen Roma. Mehrere Menschen wurden bereits ermordet. Bence Fliegauf schildert in seinem von einer realen ungarischen Mordserie 2008/09 angeregten Spielfilm einen gewöhnlichen Tag im Leben der Familie Szorba. Am Abend sind draußen Geräusche zu hören. „Nur der Wind“, beruhigt die Mutter die Kinder.

Auf der Berlinale 2012 wurde „Csak a szél / Nur der Wind“ mit dem Silbernen Bären, dem Friedensfilmpreis und dem Amnesty International Filmpreis prämiert.

Bence Fliegauf (*1974 in Budapest) ist Filmregisseur und Drehbuchautor. Nach einer Ausbildung zum Bühnenbildner (1995-98) war er beim ungarischen Fernsehen u.a. als Redakteur tätig. Es schlossen sich Regieassistenzen, beispielsweise beim Altmeister des ungarischen Kinos Miklós Jancsó und bei Árpád Sopsits an. Für seine Filme wurde der Autodidakt mit zahlreichen Preisen geehrt.

Vorgeschlagen von Andreas Schendel

Andreas Schendel (*1971 in Kamp Lintfort/ Deutschland) lebt als freier Schriftsteller in Dresden und Budapest. 2003 war er Stadtschreiber in Dresden. Im selben Jahr gründete er die Dresdener „SammlungJungeKunst“, die Künstler aus Deutschland und Ungarn durch Ankäufe unterstützt. Seine Arbeit wurde vielfach durch Stipendien und Preise gefördert. 2008 war er für „Dann tu's doch“ in der Kategorie Bester Roman für den Deutschen Jugendbuchpreis nominiert.

 

10.
"Randerscheinungen"
Regie: Bodo Kaiser
Dokumentarfilm, 90 Min., Deutsch, 2014, Deutschland

12.3.18 Uhr
27.3.18 Uhr anschließend Gespräch mit dem Filmemacher

„Randerscheinungen“ gewährt sensible Einblicke in Roma- und Sinti-Familien, die in Freiburg ihren Lebensmittelpunkt gefunden haben. Nach offiziellen Angaben leben dort ca. 900 Angehörige der Roma, die vor allem aus Süd- und Südosteuropa eingewandert sind. Ihr Aufenthaltsstatus in Deutschland ist äußerst prekär, ständig bedroht von ihrer Abschiebung. Im Gegensatz zu den Roma fühlen sich die rund 900 in Freiburg lebenden Sinti integriert. Kaiser lässt in seinem Film diese zwei Gruppierungen zu Wort kommen. Eindringlich werden ihre heutige Vertreibung sowie die Verbrechen, die an Roma und Sinti im Dritten Reich verübt wurden, geschildert.

Bodo Kaiser (*1934 in Marburg/ Deutschland) ist Dokumentarfilmer. In seinen Arbeiten thematisiert er überwiegend gesellschaftliche Probleme und hat sich wiederholt mit dem Nationalsozialismus befasst. Er hat Germanistik, Kunstgeschichte, Politik und Theaterwissenschaften in Marburg, Tübingen und Freiburg studiert und in verschiedenen Berufen, u.a. als Lehrer, gearbeitet.

Vorgeschlagen von Matthias Reichelt
Matthias Reichelt (*1955) ist freier Kulturjournalist, Lektor und Ausstellungsmacher. Er hat Amerikanistik und Germanistik studiert.


11.
„Revision“
Regie: Philip Scheffner
Dokumentarfilm, 106 Min., Deutsch, 2012, Deutschland

15.3. 16 Uhr / 28.3. 18 Uhr

„Revision“ rollt den Tod zweier rumänischer Roma an der deutsch-polnischen Grenze in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 1992 und die damit einhergehenden polizeilichen Ermittlungen dokumentarisch auf. Die beiden Männer wurden von zwei Jägern auf Wildschweinjagd vorgeblich irrtümlich erschossen.
„Revision“ wurde im Februar 2012 auf der Berlinale uraufgeführt und war für den Amnesty-Filmpreis nominiert. Beim Wiesbadener goEast-Festival ging der Film im selben Jahr als Sieger in der Kategorie Dokumentarfilm hervor.

Philip Scheffner (*1966 in Homburg an der Saar/ Deutschland) ist Filmemacher und Künstler. 1991-99 war er in der Berliner Autorengruppe und Produktionsfirma „dogfilm“ aktiv. 2001 gründete er gemeinsam mit Merle Kröger die Medienplattform und Produktionsfirma „pong“. Neben Dokumentarfilmen und Videokunst arbeitet er verstärkt in den Bereichen experimentelle Musik und Klangkunst.

Vorgeschlagen von Sandra Schäfer
Sandra Schäfer (*1970 in Altenkirchen/ Deutschland) ist Künstlerin. Nach einem Studium der Freien Kunst, Soziologie und Politikwissenschaften an der Universität Kassel (1991-98) und der Slade School of Fine Arts des University College London (1996-97) absolvierte sie ein Postgraduiertenstudium in Medienkunst/Film an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Derzeit arbeitet sie an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste an einer Promotion über visuelle Gestaltungsprinzipien der Hisbollah im Libanon. Ihre Arbeiten werden international gezeigt und mit Preisen und Stipendien gefördert.

 

12.
„Unter den Brettern hellgrünes Gras“
Regie: Karin Berger
Dokumentarfilm, 52 Min., Deutsch, 2005, Österreich

19.3. 16 Uhr
12.4. 18 Uhr anschließend Gespräch mit der Filmemacherin

Auschwitz-Birkenau – Ravensbrück – Bergen-Belsen. Als Kind hat Ceija Stojka (1933-2013) drei nationalsozialistische Vernichtungslager erlebt. Und sie hat überlebt. In „Unter den Brettern hellgrünes Gras“ erinnert sie sich im Alter von 72 Jahren an ihren letzten Lageraufenthalt. Unmittelbar und schmerzhaft anschaulich schildert sie das Grauen, erzählt von ihrem Überlebenskampf, der Befreiung und von der Schwierigkeit, wieder leben zu lernen. Der Film kommt ohne viele Bilder aus. Allein mit ihren Worten zeichnet Ceija Stojka ein eindrückliches und verstörendes Bild der Vergangenheit.

„Unter den Brettern hellgrünes Gras“ wurde 2006 mit dem Fernsehpreis der Erwachsenenbildung ausgezeichnet.

Karin Berger (*1953 in Gmünd/ Österreich) arbeitet als freiberufliche Autorin und Regisseurin für Dokumentarfilm. Sie unterrichtet an verschiedenen Universitäten, u.a. in Wien und Linz, und veranstaltet Workshops zu filmischen und zeitgeschichtlichen Themen. Ihre Filmprojekte verbindet sie oftmals mit Buchpublikationen. So erschienen neben den Filmen „Ceija Stojka“ und „Unter den Brettern hellgrünes Gras“ mit „Wir leben im Verborgenen“ und „Träume ich, dass ich lebe?“ die biographischen Werke der österreichischen Romni.

Vorgeschlagen von Astrid Kury

Astrid Kury (*1968 in Schladming/ Österreich) ist Präsidentin der Akademie Graz und als Lehrbeauftragte am Institut für Kunstgeschichte der Karl-Franzens-Universität Graz sowie als Kuratorin tätig. Sie hat Kunstgeschichte und Rechtswissenschaften an den Universitäten Graz und Wien studiert (1987-93) und über den Okkultismus und die Kunst der Wiener Moderne promoviert (1999).

 

13.
„Free Lety – Für ein würdiges Gedenken an den Porajmos“

Gespräch mit der Aktivistin Kathrin Krahl, der Regisseurin Martina Malinová und weiteren Aktivisten mit anschließender Filmvorführung:

„Několik Let / Let's Block“
Regie: Martina Malinová
Dokumentarfilm, 47 Min., Tschechisch mit englischen Untertiteln, 2014, Tschechien

20.3. 18 Uhr

Ein Schweinemastbetrieb südlich von Prag - an eben dieser Stelle befand sich von 1942-43 ein Konzentrationslager für Roma. Hunderte von Menschen wurden hier ermordet und Tausende zur Vernichtung nach Auschwitz weiter transportiert. Daran erinnert nichts. Der Kampf von Roma-Verbänden, EU und UNO um ein würdiges Gedenken in Lety u Písku hat bislang nichts bewirkt. Die NGO Konexe kämpft gegen den Antiziganismus in Tschechien und für eine Kultur des Erinnerns. Martina Malinová hat die von Miroslav Broz initiierte Blockade in Lety mit der Kamera begleitet. Die Einblendung von Tweets und Facebook-Nachrichten spiegeln die Aktivitäten der Gruppe in sozialen Netzwerken.

Martina Malinová studierte Dokumentarfilm an der Film and TV School of Academy of Performing Arts (FAMU) in Prag. 2013 war sie beim Internationalen Dokumentarfilm-Festival Jihlava mit ihrem Film „Thou Shalt not Steal“ in einer Reportage-Reihe anlässlich der Sechzigjahrfeier des Tschechischen Fernsehens vertreten.

Vorgeschlagen von Kathrin Krahl

Kathrin Krahl (*1977 in Neuburg a.d. Donau/ Deutschland) ist Wissenschaftlerin und Kuratorin. Sie hat Soziologie und Bildende Kunst in Dresden studiert.


14.
Ceija Stojka

Regie: Karin Berger
Dokumentarfilm, 85 Min., Deutsch, 1999, Österreich

21.3. 16 Uhr
11.4. 18 Uhr anschließend Gespräch mit der Filmemacherin

In Ceija Stojka zeichnet Karin Berger das einfühlsame Portrait der österreichischen Romni Ceija Stojka, die in Auschwitz fast ihre gesamte Familie verlor. Ausgehend vom gegenwärtigen Leben der Ceija Stojka wird in Rückblenden, die mit einzigartigem Archivmaterial bestückt sind, das Leben einer faszinierenden Frau vorgestellt, die als Reisende und Marktfahrerin lebte, bevor sie als Autorin und Malerin an die Öffentlichkeit trat und repräsentativ für die Öffnung der Roma gegenüber der Welt der "Gadje" stand.
Ceija Stojka ist frei von Klischees und gibt einen Einblick in das Leben der "Zigeuner" in Österreich, die bis heute mit den Vorurteilen der "Gadje" konfrontiert sind.

"Ceija Stojka ist ein Film über das Vergangene in der Gegenwart, über ein Leben mit traumatisierenden Erfahrungen, über das Glück zu leben. Diese Atmosphäre einzufangen, die nicht direkt in Worten und Bildern wiederzugeben ist, war das Schwierigste bei der Realisierung dieses Porträts und das Schönste, wenn es gelang." Karin Berger



 

 

 

 

 

 

 

 

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