AUSSTELLUNGEN

TEXT WERKE

Eröffnung am 4. Februar 2011 um 19 Uhr
Ausstellung vom 5. Februar bis 27. März 2011

Fast alle Künstler kennen die Situation, in der ein Ausstellungstext eine leicht irritierende Lesart eines ausgestellten Kunstwerks suggeriert. Der Kunsthistoriker oder Kurator, der den Text geschrieben hat, kennt die Situation auch, denn es gibt keine „richtigen“ und keine „falschen“ Texte über Kunst . Es gibt nur Möglichkeiten und Variationen, wie man die visuelle Form eines Kunstwerks in Worte zu fassen versucht.

An der großen Wand der Halle des Kunstvereins hängt eine 8,8 Quadratmeter große Leinwand von Jonathan Meese, dem deutschen Malerstar, der für seine gestischen Malereien, Skulpturen und Installationen berühmt geworden ist. Um dieses riesige Werk herum hängt eine Serie von zunächst unscheinbaren Schwarz-Weiß-Fotografien, auf denen kaum etwas zu sehen ist, aufgenommen von der New Yorker Fotografin Andrea Longacre-White. Auf den ersten Blick könnten die Werke kaum unterschiedlicher sein. Man müsste annehmen,
dass die Malerei von Meese mit den stark überspitzten
Botschaften aus einem zutiefst persönlichen Moment des
Schaffensdrangs entstanden ist, während Longacre-Whites Fotografien auf theoretische Diskurse über Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit zurückgreifen. Es liegt also nahe, die beiden Arbeiten auf genau diese Art in kurzen zusammenfassenden Texten zu beschreiben. Wäre das aber dann „richtig“?

In der Ausstellung „Text Werke“ findet der Betrachter nicht nur einen Text zu Jonathan Meese, sondern gleich zwei. Ein Text beschreibt den Werdegang des Künstlers und seine Arbeit in einer expressiven, überhöhten Sprache, ausgehend von biografischen Details. Der andere verwendet eine objektiv scheinende, fast unterkühlte Sprache, um die gleiche Arbeit und den gleichen Künstler zu beschreiben. Das gleiche Prozedere wurde auf die Werke von Andrea Longacre-White angewandt, sowie auf alle weiteren Werke, die in der Halle und auf der Galerie des Kunstvereins zu sehen sind.

Sie können also zwei sehr unterschiedliche Texte über die bis in die 1960er Jahre zurückreichenden Fotografien des aus Ghana stammenden James Barnor lesen, sowie zwei weitere über die mit großer Gewalt zerhauenen Holzklötze von David Adamo. Auch die Installation des Documenta 11-Teilnehmers Michael Ashkin, in der eine urbane Landschaft aus einfacher Wellpappe entsteht, wurde in zwei kontrastierenden Texten interpretiert. Die Fluchtachse der Halle wird von einem großen hausähnlichen Konstrukt des Kanadiers Cedric Bomford beherrscht. Der Titel „Das Amt“ lässt vielfältige Vermutungen über die erste Begegnung eines Ausländers mit deutscher Bürokratie entstehen. Die wuchtige Konstruktionen wird aber ebenso als eine rein formale, begehbare Konstruktion aus Holz beschrieben.

Am Ende bleibt Ihnen als Besucher wohl nur eine Option:
selbst ganz genau hinzuschauen. Sie vergessen die (fehlerhaften) Erklärungsversuche von Kunsthistorikern, Kuratoren, Kritikern, Freunden oder Ehepartnern, denn schließlich sind Sie in die Ausstellung gekommen, um für sich selbst neue ästhetischen Territorien zu entdecken. Niemand kann Sie bei dieser Aufgabe besser unterstützen als die Künstler und ihre Werke selbst.

Künstler: David Adamo, Michael Ashkin, James Barnor, Cedric Bomford, Anna Faroqhi, Nug (Magnus Gustafsson), Andrea Longacre-White, Jonathan Meese, Pauline M'Barek, Jochen Schmith

Die Ausstellung findet in der Halle (EG) und auf der Galerie (OG) statt.

INFOMATERIAL

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TERMINE

Fr. 04.02.2011 | 19 Uhr | Eröffnung. Begrüßung: Dr. Joachim Gerner, Bürgermeister, Einführung:
Johan Holten, Eröffnung: Prof. Dr. Melanie Trede

So. 27.02.2011 | 15 Uhr | Führung mit Susana Sáez

Mi. 09.03.2011 | 19 Uhr | „Text Werke“. Gespräch zwischen
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich, Prof. für Kunstgeschichte und
Medientheorie, und Johan Holten

So. 13.03.2010 | 15 Uhr | Führung mit Johan Holten

 

 


David Adamo

 


James Barnor

 


Cedric Bomford

 

 

 

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