AUSSTELLUNGEN

cafeteria:
Ghost | warrior

Joscha Steffens


Eröffnung 13. Juni 2014 | 19 Uhr
Ausstellung vom 14. Juni 2014 bis 3. August 2014

Wie funktioniert moderne Kriegsführung in Zeiten der Simulation? Wo endet das Spiel und wo beginnt der Ernst?

Die Fotografien von Joscha Steffens sind keine herkömmlichen Kriegsfotografien: Sie zeigen ein Spiel mit dem Spiel des Krieges, wie es sich in irgendeinem abgelegenen Gehöft der Bundesrepublik allwöchentlich zuträgt.

Die abgelichteten Krieger sind Berufssoldaten oder Berufssoldaten in spe, die sich am Wochenende zu "Softair"-Gefechten versammeln, um mit einem ihnen zunehmend entfremdeten, digitalen Tod auf eine spielerische Weise wieder Ernst zu machen. Die Realität unserer heutigen Kriege ist längst selbst in eine Simulation des Krieges übergegangen, in der sich Computerenthusiasten als die aktuellen Helden behaupten. Indem diese "Nerds" die simulative Realität des Krieges erneut in analogen Kriegsspielen simulieren, bringen sie eine existentielle Misere, einen Mangel und ein Bedürfnis zum Ausdruck: Sie haben das Sterben verlernt - obzwar sie symbolisch schon tot sind, ist ihnen das Reale des Todes abhanden gekommen. Sie bewegen sich zwischen diesen beiden Toden. Sie sind "Ghostwarriors".

Der Ausstellung ging der Fotoband "Ghost / Warrior" mit der Textbeilage "Vom Kampfgeist der Photographie" von Florian Arnold voraus - eine Analyse der Repräsentation des postmodernen Krieges in der Simulation.

Joscha Steffens (geb. 1981 in Waiblingen), aufgewachsen in Heidelberg, studierte Medienkunst an der HFG Karlsruhe von 2003 bis 2008 und Bildende Kunst / Künstlerische Fotografie an der HGB Leipzig von 2008 bis 2011. Während des Studiums sechsmonatiger Aufenthalt an der École Nationale Supérieur de la Photographie in Arles (2006). Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Seit WS 2012 im Postgraduierten-Programm der KHM Köln.

 

Im Rahmen der Ausstellung fand am 26.7. um 20 Uhr ein Künstlergespräch statt.

100 YEARS ON / Krieg und Spiele in den Zeiten der Globalen Offensive

Dr. Friedrich Tietjen lädt zum Gespräch mit dem Künstler Joscha Steffens und dem Philosophen Florian Arnold.

Wenn der Krieg auf den Bildschirmen der Drohnenpiloten stattfindet, wenn die Spiele mit Waffen in den Ruinen der deutschen Wiedervereinigung ausgetragen werden: Wo verläuft dann die Grenze zwischen Spielen und Kriegen? Kann man überhaupt noch von Frieden in der Heimat sprechen, wenn Kriege zu "temporären" und "humanitären" Engagements am andere Ende der Welt erklärt werden? Oder löst sich ein solcher Frieden nicht gleichermaßen im Virtuellen auf? Haben wir es gar mit einer schleichenden Militarisierung des Alltags zu tun, einer bloßen Simulation des Friedens und welche Rolle spielen dabei eigentlich die Bilder und die Fotografie?

Dr. Friedrich Tietjen lebt als Fotografie- und Kulturhistoriker in Leipzig. Derzeitige Forschungsprojekte gelten dem Fotorealismus in Computerspielen, den Rückseiten von Atelierporträts und der Kulturgeschichte des Hitlerbartes.

Florian Arnold (geb. 1985 in Homburg/Saar), studierte von 2006 bis 2012 Philosophie und Germanistik an der Universität Heidelberg. Seit 2012 Doktorand und Dozent im Fach Philosophie am philosophischen Seminar Heidelberg. 

 

 


 

 


Aus der Serie "Ghost / Warrior", Joscha Steffens, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014

 

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